Mogus in Thalwil
24. August 2002

zrugg


Angekündigt wurden sie als "The Next Big Thing." Die Rede ist von MOGUS, die letzten Samstag in Thalwil am Openair aufspielten. Ob sie aber diesem Hype der um sie gemacht wird, gerecht werden konnten, ist nach diesem legendären Auftritt sehr umstritten.

(Zürich) Mit grosser Vorfreude verkündete der Veranstalter schon Wochen im voraus, dass es ihnen gelungen sei, eine ganz grosse Band nach Thalwil zu holen.

Richtiggehend stolz war man, dass Mogus Zeit fand, trotz ihrem, in letzter Zeit arg gebeutelten Terminkalender, für einen Abstecher in die Provinz. Spekuliert wurde im Vorfeld auch immer über die momentane Verfassung der sechs Musikanten. Wurden doch in letzter Zeit immer wieder Stimmen laut über angeblich diverse Exzesse auf ihrer Welttournee. Gerüchten zufolge musste man letzthin wegen schlechtem Gesundheits-zustand einiger Bandmembers gar diverse Konzerte unterbrechen.

So war man also gespannt, wie es nun wirklich steht um unsere Lieblinge. Das Publikum liess sich dies infolge nicht zwei Mal sagen und überzeugte sich am letzten Samstag in Thalwil am liebsten auch gleich selbst.

Mit grosser Verspätung erschienen die Protagonisten kurz nach zehn Uhr dann endlich auf der grosszügigen Bühne, die spartanisch nur mit Musiktechnikanlagen dekoriert war. Es sollte wohl ein Rückbesinnen aufs Wesentliche darstellen. Mogus gelang der Auftakt optimal. Gekonnt holten sie das Publikum mit ihrem durchdacht arrangierten, subtil instrumentierten Opener "Suff" ab. Auch die nachfolgenden Lieder bestachen weitgehend durch die typisch mogussche Einzigartigkeit. Keine andere Band versteht es, eine solch energetische, dramatische Stimmung so gekonnt in ihre Songs einfliessen zu lassen. Auch die Coverversionen von Schlager-sängerin "Nena" und die zwei Songs eines kanadischen Nachwuchskünstlers aus Vancouver, brachten sie gekonnt in ihr Set ein.

Weiter gedachten sie auch der ehemaligen nationalen Grösse Clamor, indem sie zwei ihrer damaligen grössten Welthits interpretierten. Mogus verstand es auch hier einen weiteren Akzent zu setzen, indem es ihnen gelang, einen frischen Wind in jene Songs tragen zu lassen.

Der Sänger hingegen wirkte mehrheitlich höchst semiprofessionnel, musste er doch seine gesamten Songtexte ab Blatt ablesen. Je länger das Konzert dauerte, desto unkonzentrierter wurde leider auch der Rest der Band. So nippte beispielsweise der Bassist lieber mal an einem Drink als sich auf sein Instrument zu konzentrieren. Der Keyboarder hingegen fand gar mal seine Tonart nicht, erst als sein Spiel mit dem Rest der Band nicht zu harmonieren vermochte, besann man sich dies zu korrigieren.

Immer mehr wurde das Soundgefüge auch jäh durch arge Rhythmusschwankungen des Drummers auseinander gerissen. Der Sänger wirkte von Song zu Song arroganter und desorientierter. Die ganze Performance drohte nun in sich zusammenzufallen. Dies bestätigten auch die diversen Gegenstände die nun auf der Bühne herumflogen. Gitarren gingen in Brüche. Drumfelle wurden zerstört. Schwarze und weisse Tasten lagen bald auf dem ganzen Bühnenboden verteilt herum. Den Boxen entstieg ein letzter brachialer, apokalyptischer Lärm, ehe Mogus, so plötzlich wie sie aufgetaucht sind, auch wieder von der Bühne verschwanden.

Die Band wollte an diesem Abend nicht mehr zurückkehren für allfällige Zugaben und liess ein frenetisches, aber auch verwirrtes Publikum zurück. Noch bevor der letzte Ton verhallte, fuhr hinter der Bühne eine Limousine vor und fuhr umgehend mit den Musikern davon. Ziel unbekannt. (tb)

für Mogus: tb